Was ist Minimalismus?
Minimalismus ist ein Begriff, der sehr weitläufig sein kann. Es gibt sicher verschiedene Meinungen über die Definition von Minimalismus. Doch das muss jeder für sich entscheiden. Man kann nicht pauschal sagen, dass Minimalismus bedeutet, alles auszumisten und wegzugeben, was man nicht braucht. Vor einigen Jahren hatte ich auch so einen Anfall von Minimalismus.
Ich wollte fast alles was ich besaß loswerden. So, dass am Ende nur noch ein Reiserucksack, mit meinen wichtigsten Dingen, übrig blieb. Und dann wollte ich auf Reisen gehen. Damals war mir nicht bewusst, dass ich nur davon laufen wollte.
Ich habe einige schwere Zeiten durchgemacht und für mich gab es damals nur die Lösung: Abhauen!
Allerdings ist nie etwas daraus geworden. Ich hatte zu große Angst vor dem Reisen. Ich war jung und unerfahren.
Damals war meine Definition von Minimalismus, mit möglichst wenigen Dingen zu leben, sich nicht zu viel unnötigen Kram anzuschaffen und eben mit wenig glücklich sein. Das mit den wenigen Dingen hat geklappt, das mit dem glücklich sein eher nicht.
So stürzte ich erstmal gefühlsmäßig in ein tiefes Loch. Ich wusste nicht, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Ich war gerade mit meiner Ausbildung zur Flechtwerkgestalterin fertig geworden, doch leider hat dieser Beruf so gut wie null Möglichkeiten einer Anstellung. Daher hing ich irgendwie rum und wusste nicht, was ich nun tun soll. So jobbte ich und sammelte erste nicht so tolle Erfahrungen im Angestelltenverhältnis.
Zu dieser Zeit half mit das „Barfuß sein“ total, mit meinen Gedanken in der Gegenwart zu bleiben. Das fiel mir nämlich ziemlich schwer. Ich hatte totale Zukunftsängste und wollte am liebsten einfach davon laufen.
Heute, fünf Jahre später, hat sich meine Sicht auf die Dinge etwas verändert.
Minimalsimus hat für mich eine ganz andere Bedeutung bekommen.
Minimalismus bedeutet für mich nun, dass man nachhaltig mit den Dingen umgeht. Nicht einfach wahr los sein Geld für irgendwelche Dinge ausgeben, nur weil man in diesem Moment der Meinung ist, man braucht das unbedingt. Wenn ich mir etwas anschaffe, dann überlege ich sehr lange, ob ich das wirklich brauche, ob es meinem Leben einen „Mehrwert“ bieten kann.
Ich schaue auch immer nach, ob ich diese Dinge eventuell auch gebraucht kaufen kann.
Für mich bedeutet Minimalismus nicht mehr, möglichst wenig besitzen, sondern Dinge zu besitzen, die ich auch wirklich brauche. Ich bin Handwerkerin und was bringt es mir, eine leere Werkstatt zu haben? Seit zwei Wochen habe ich die erste eigene Werkstatt, die ich gerade mit vielen tollen Werkzeugen ausstatte. Minimalistisch bin ich da nicht 😀
Doch auch da überlege ich bei allen Dingen, die ich anschaffe, ob ich es wirklich brauche und ob ich es gebraucht kaufen kann. Altes Werkzeug ist sowieso tausend mal schöner!
Minimalismus beudetet mehr:
Für mich bedeutet Minimalismus auch, sich mit seinem Umfeld zu beschäftigen. Gibt es Menschen in meiner Umgebung, die mir nicht gut tun? Dann beende ich den Kontakt. Sich auch von Hobbies trennen, kann dazu führen, dass man sich besser fühlt. Ich habe z.B. viele Jahre versucht, an der Nähmaschine zu schneidern. Allerdings hab ich das nie wirklich gut hinbekommen. Nun habe ich meine Nähmaschine weggegeben und damit aufgehört. Ich habe so viele Interessen. Ich bin ein sehr neugieriger Mensch. Allerdings habe ich mit den Jahren gelernt, dass ich nicht zu vieles auf einmal machen sollte. Das klappt bis heute noch nicht so gut 😀
Wenn dir Dinge zur Last fallen, dann lass sie los!
Überdenke deinen Konsum:
Es gibt viele Menschen, die regelmäßig Shoppen gehen. Neue Klamotten, neue CD´s, neue DVD´s, neue Dekoration, das neueste Handy und so weiter. Ich war schon immer ein Shopping Muffel, schon als Kind besaß ich nie viele Klamotten und das hat sich bis heute so gehalten.
Natürlich kaufe ich mir auch hin und wieder etwas. Wenn es z.B. neue Klamotten sind, dann schaue ich erst, was es so in den Second Hand Läden gibt und wenn es mal etwas neues ist, dann achte ich darauf, dass es möglichst Fairtrade ist. Klar, Fairtrade Produkte sind teurer, aber ich mache das ja nicht jede Woche, sondern vielleicht 1-2 mal im Jahr. Ich bin der Meinung, da kann man schon mal mehr ausgeben.
Ich merke das immer wieder in meinen Laden „Unverpackt-Bamberg.“ Einige Menschen beschweren sich über unsere Preise. „Unverpackt einkaufen ist schon teuer!“ Das bekommen wir oft zu hören. Allerdings sind wir ein Bioladen, mit vielen Demeter und Bioland Produkten und einiges auch Fairtrade-Zertifiziert. Und wieso geben die Menschen für Lebensmittel lieber so wenig Geld aus, wie es geht? Weil andere Dinge wichtiger sind. Neues Auto, neue Möbel, ständig neue Klamotten. Irgendwo muss man ja sparen. Dann sind es eben die Lebensmittel.
Bei mir ist es genau umgedreht. Ich spare lieber bei allen anderen Dingen, nur nicht bei Lebensmittel. Lebensmittel versorgen mich mit Nährstoffen, Mineralien und Spurenelementen. Das bedeutet für mich, dass ich nur die beste Qualität kaufen möchte. So fing ich vor einigen Jahren an, nur noch Lebensmittel in Bioqualität zu kaufen. Das konnte ich mir immer leisten, auch als ich nur von Hartz 4 gelebt habe.
Dieses Thema beschäftigt mich ziemlich. Denn ich sehe eine Konsum-Gesellschaft, die nie genug kriegen kann. Es ist aus dem Ruder gelaufen und irgendwie verdreht. Das Thema „Minimalismus“ oder wie auch immer man das nennen mag, sollte ein bisschen mehr in den Fokus unserer Gesellschaft rücken. Wir sollten lernen nachhaltiger mit unseren Ressourcen umzugehen und wieder mehr Wert auf gesunde, frische Lebensmittel legen.
So, das waren meine Gedanken zu diesem Thema. Wie sieht es bei dir aus? Ich würde mich sehr über einen Kommentar von dir freuen! 🙂
Doris
Hallo Alina, ich habe mich grad sehr gefreut, als ich deinen Blogeintrag fand. Er ist wieder superschön geschrieben und mir kommt alles so bekannt vor, als wenn du mir aus dem Herzen geschrieben hättest! 🙂 Ich definiere Minimalismus auch ähnlich wie du, ich brauche auch nicht viele Klamotten vor allem nicht jeden Monat neue, wie so manche Andere,und shoppen bin ich noch nie gern gegangen, ich lege auch Wert auf gute Lebensmittel und lebe sonst recht sparsam, aber zufrieden und das ist das Wichtigste, war nämlich auch nicht immer so.
Deine Erfahrung mit dem nähen, kann ich auch teilen, ich habe damals als meine Oma verstarb, die Nähmaschine übernommen, aber so tolle Ergebnisse habe ich nicht erzählt, aber vor allem ,es hat mir auch keinen Spaß gemacht, also ließ ich es bleiben. Aber weg geben konnte ich sie bis jetzt noch nicht, einmal hängen da die Erinnerungen an meine Oma dran und zum anderen benutze ich sie jetzt als kleinen „Altar“, habe dort Fotos drauf stehen von meinen Verstorbenen:-(
Ich trenne mich auch von Leuten die mir nicht gut tun, ich kann auch gut mit mir alleine sein, also ich bin nicht drauf angwiesen Menschen um mich zu haben, so geht es ja doch einigen. Wie du weißt, ich liebe es in der Natur zu sein und dort die Ruhe zu genießen und das kann ich nun auch mal nur alleine.
Ich freue mich auf weitere spannende Artikel von dir.
Liebe Grüße